JORN – NITSCH ist die erste Ausstellung im nitsch museum Mistelbach, bei der Hermann Nitschs künstlerisches Werk einer zweiten Position, dem dänischen Künstler Asger Jorn, gegenübergestellt wird. JORN – NITSCH ist bis 24.11.2024 zu sehen. Florian Steiniger, der Direktor der Kunsthalle Krems, hat die Ausstellung kuratiert. Ab 14.6.2024 wird im Museum Jorn, Silkeborg eine Hermann Nitsch Personale gezeigt.
„Die Möglichkeit andere nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler mit dem Schaffen von Hermann Nitsch in Kontext zu setzen, dabei Einflüsse, Parallelen und signifikante Unterschiede zu erarbeiten, wird neue Perspektiven auf das Werk des Künstlers ermöglichen.“ so Michael Karrer, künstlerischer Direktor des nitsch museums. Als Rahmenprogramm zur Ausstellung gibt es neben Kuratorenführungen mit Florian Steininger (14.6.2024 und 19.10.2024) auch eine Podiumsdiskussion „Das Mystisch-Kultische im Werk von Asger Jorn und Hermann Nitsch“ am 7.9.2024 und zur Finissage (23.11.2024) ein Gespräch „Nitsch und … die Philosophie“ mit Michael Fleischhacker und Franz Schuh.
Die monumentale Halle des nitsch museums schafft durch eine graue Zwischenwand zwei Begegnungszonen für zwei Kapitel der Kunstgeschichte der Nachkriegszeit. Entlang der Zwischenwand werden jeweils grafische Werke und Skizzen der Künstler gezeigt, entlang der Wände der Ausstellungshalle die großen Malereien. Ein dritter Bereich widmet sich den Malhemdenbildern.
Asger Jorn (1914 –1973, Dänemark) zählt neben Karel Appel und Pierre Alechinsky zu den bekanntesten Protagonisten der CoBrA-Gruppe, eine der führenden Avantgardebewegungen der Nachkriegszeit in Europa, die sich für Ursprünglichkeit und Freiheit der Kunst ausgesprochen haben.
Hermann Nitsch (1938 – 2022,) ist Mitbegründer des Wiener Aktionismus und zählt zu den wichtigsten Aktionskünstlern der Kunstgeschichte. Seine Werke sind heute in den Topsammlungen, national wie international, vertreten.
Protestantischer Norden trifft auf katholisch-barockes Weinviertel.
Die größten Gemeinsamkeiten der beiden Künstler finden sich im Mythisch-Kultischen sowie im Gestisch-Materiellen der Malerei. Asger Jorn thematisiert die nordische Kultur, das „Vandalische“ in Form von archaischen Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen. Jorns künstlerische Auseinandersetzung mit dem Keltischen im nordeuropäischen Kulturkreis der Urgeschichte bildet einen Brückenschlag zum benachbarten MAMUZ Museum in Mistelbach. Nitsch taucht in die spirituell-dionysische Welt des Rausches, der Ekstase, der Erotik, des Schmerzes, der Vernichtung und schlussendlich der Auferstehung ein.
Jorns sowie Nitschs Malerei sind von sinnlicher Kraft, körperlichem Einsatz und Materialität geprägt. Mit seinen Aktionsmalereien und Schüttbildern ab den frühen 1960er-Jahren hatte der Wiener Aktionist das Tafelbild entschieden erweitert und als Vorstufe zu seinem Orgien Mysterien Theater definiert. Vor allem ist sein malerisches Spätwerk von gestischen Entladungen in pastoser Materialität und kräftigem Kolorit erfüllt. Jorn schöpft aus dem Unbewussten jenseits der rationalen Welt und schafft hybrid-organische Formverwilderungen, die sich in eine abstrakte Malereisubstanz auflösen.
Eine weitere Parallele findet sich im Einsatz der Zeichnung und dem Primat der Linie, ob Jorns archaisch-kindliche Kopffüßler und Mensch-Tier-Kreationen oder Nitschs anatomisch sowie organisch geprägte Architektur-Notationen seines grafischen Werks.
Veranstaltungen
7.9. Podiumsdiskussion „Das Mythisch-Kultische im Werk von Asger Jorn und Hermann Nitsch
mit Lucas Haberkorn, Florian Steininger, Rita Nitsch, Friedhelm Mennekes, Elisabeth von Samsonow
Moderation: Judith Weissenböck
23.11. Nitsch und… die Philosophie – Michael Fleischhacker im Gespräch mit Franz Schuh
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