Bis 2. April 2023 findet die aktuelle Ausgabe von Living Positions, Performing Arts Repertoire, im Wiener Odeon Theater statt. Drei herausragende Produktionen werden gezeigt, um einen Einblick in das vielfältige Repertoire der Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Tanz, Performance und Theater zu geben. Simon Mayer bringt „Sons of Sissy“ von 16. bis 18. März zurück auf die Bühne, „Posing Project A – The Art of Wow!“ von Liquid Loft ist von 23. bis 26. März zu sehen und Christine Gaigg/2nd Nature präsentiert die Inszenierung „Über Tiere“ von Elfriede Jelinek von 30. März bis 2. April.
SONS OF SISSY / SIMON MAYER
Performance, zeitgenössischer Tanz
DO 16., FR 17. und SA 18. März 2023 | 20:00
Workshop am SO 19. März 2023
In Simon Mayers Gruppenstück Sons of Sissy steht der Kosmos von Traditionen, Volkstänzen und Volksmusik, aus dem der oberösterreichische Bauernbursch Simon Mayer ursprünglich stammt, im Fokus.
Auf experimentelle Weise bedienen sich die vier Performer und Musiker traditioneller alpiner Livemusik, diverser Gruppentänze und ritualistischer Praktiken. Sie befreien diese von Konservativismus und Konventionen und etablieren eine neuartige Fusion aus künstlerischen Neuinterpretationen und temporären sozialen Bedeutungszuschreibungen. Jenseits von Kategorisierungen und Schubladendenken machen die Sons of Sissy ihrem Namen alle Ehre: Sie gebärden sich mal als schräges Volksmusikquartett, mal als experimentell verspielte Ritualtanzcombo und brechen radikal und humorvoll traditionelle männliche Rollenbilder im Brauchtum auf.
„Sie reißen einen hin und her zwischen Faszination und Gelächter. Und einmal, da stockt einem der Atem.“ Süddeutsche Zeitung
Workshop mit Simon Mayer
Mit den Sons of Sissy tanzen, so „wie es sich gehört“ versus „wie es sich nicht gehört“ und alles dazwischen.
Making of: Sons of Sissy
Ausstellungseröffnung
Do. 16. März, 19:30
Eine Ausstellung zu den Hintergründen und Themen der Performance mit Beiträgen von Teresa Distelberger, Hannah Wimmer und Mario Sinnhofer, kuratiert von Lisa Anetsmann und Simon Mayer
ARTIST TALK
mit dem „Sons of Sissy“ Team
FR 17.3. im Anschluss an die Vorstellung
POSING PROJECT A – THE ART OF WOW / LIQUID LOFT
Performance, zeitgenössischer Tanz
DO 23., FR 24., SA 25. März | 20:00
und SO 26. März 2023 | 18:30
Niemand ist rechtzeitig da, wenn es ans Beeindrucken geht. Erst auf den zweiten Blick wird klar, dass es für den ersten Eindruck keine zweite Chance gibt.
Die Leitwährung einer Gesellschaft, die die Fesseln traditioneller sozialer Bindungen zurückgedrängt hat, ist Aufmerksamkeit. So verharren alle stets im Wartezimmer der großen Modelagentur des sozialen Rollentheaters und vertreiben sich ihre Aufmerksamkeitsspanne mit den Bruchstücken eines Getratsches, das ihnen das multiple Vöglein einer ausgefuchsten Soundinstallation einzuflüstern nicht müde wird. Wo nicht nur Waren und Dienstleistungen gehandelt werden, sondern auch Wünsche, deren Erfüllung, Sinnstiftungen, persönliche Intimität und Wege zum Glück, geht’s ums Eindruck schinden, ums „Wow!“.
In „Posing Project A – The Art of Wow“ wird ein akustischer Bühnenraum geschaffen, der die Trennung zwischen Performer*innen und Publikum auflöst. Das Hinstellen und Ausstellen, wofür die Bühne sowieso da sein soll – heißt, sie in Schwingung zu versetzen
Das „Posing Project“ von Liquid Loft wurde in drei Teilen konzipiert, die lose miteinander verbunden sind. Im Mittelpunkt von „The Art of Wow“, „The Art of Seduction“ und „The Art of Garfunkel“ stehen eindrucksvolle Sterotypen, die für sich werben, um zu verleiten. Mit „Posing Project B – The Art of Seduction“ erhielt Liquid Loft den Golden Löwen für die beste Performance bei der Biennale von Venedig. Der erste Teil „Posing Project A – The Art of Wow“ wird erstmals seit der Première 2007 wieder in Wien gezeigt.
„… ein Panoptikum grotesker Miniaturen, vom Balzgehabe zweier Gockel zum Showdown dreier Disco-Dancing-Queens, bei dem die bis ins Karikaturhafte übersteigerte Körpersprache auf humorvoll entlarvende Weise mit der Lautebene kollidiert.“ APA
ARTIST TALK
mit Liquid Loft
FR 24.3. im Anschluss an die Vorstellung
ÜBER TIERE von Elfriede Jelinek / CHRISTINE GAIGG/2ND NATURE
Theater, Performance, zeitgenössischer Tanz
DO 30., FR 31. März und SA 1. April | 20:00
und SO 2. April 2023 | 18:30
Veröffentlichte Chatprotokolle gewähren uns nicht erst seit 2021 Einblicke in die dunklen Seiten der Macht. Schon 2005 sorgten abgehörte – und von der Zeitschrift „Falter“ veröffentlichte – Telefongespräche einer Wiener Escort-Agentur für einen Skandal. Elfriede Jelinek nutzte die Protokolle für ihren Text „Über Tiere“, Christine Gaigg inszenierte 2007 die Schweizer Erstaufführung am Theater Neumarkt Zürich und am Tanzquartier Wien.
„Über Tiere“ besteht aus zwei Teilen, die einander bedingen. Der erste Teil kann als eine innerliche Ansprache der Hingabe an einen abwesenden Geliebten gelesen werden. Im zweiten Teil wird anhand der montierten Telefonfloskeln von Menschenhändlern, Vermittler:innen, Kund:innen und Betroffenen explizit vorgeführt, welche Auswirkungen in einer kapitalistischen, mit menschenfeindlichen Immigrationsgesetzen eingefriedeten Gesellschaft, das Geschäft mit Sexualität haben kann. Der Körper als Symbol dessen, was den vom Menschenhandel Betroffenen am nächsten ist und zugleich am wenigsten ihnen selbst gehört.
Die Inszenierung von Christine Gaigg gestattet im ersten Teil dem Publikum eine fürs Theater außergewöhnliche physische Nähe zu den Tänzer:innenkörpern. Im zweiten Teil kehrt sich die Situation um. Die Machtverhältnisse von Angeschautwerden und Anschauen kommen ins Wanken, das Publikum selbst wird zum theatralen Objekt.
„Christine Gaiggs erste Theater-Regie verzichtet klug auf eine plakative Verdoppelung der Provokationen, die der Jelinek Text produziert. Ihre Inszenierung horcht in den Text hinein und treibt seine Körperlichkeit in die Sichtbarkeit hinaus. Ihr Ansatz ist subtil, eher verhalten, aber konzeptuell und formal konsequent. Bis ins Detail durchdacht, streng und monoman – wie die Textvorlage.“ Neue Züricher Zeitung
ARTIST TALK
FR 31.3. im Anschluss an die Vorstellung
Zu Gast ist Falter-Chefredakteur Florian Klenk, dessen Recherchen über einen Wiener Escort-Service im Jahr 2005 den Anstoß zu Elfriede Jelineks Text gegeben haben.
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