Der renommierte und vielseitige Kärntner Autor und Regisseur Bernd Liepold-Mosser inszeniert erstmals in Wien. Er holt auf dem ständigen Grat zwischen Komik und Tragik das Hauptmann’sche Original ins Heute: eine beklemmende wie berührende Geschichte des ungleichen Kampfes zweier Frauen im dichtgedrängten Käfig ihrer fixen Ideen und Vorstellungen. Premiere ist am 3. April im TAG-Theater an der Gumpendorfer Straße.
„Wenn man kein Kind bekommt, bleibt alles so, wie es ist. Wenn man ein Kind bekommt, bleibt nichts so, wie es ist, und man bekommt noch ein Kind dazu.“
Frau John hat sich nach einer Fehlgeburt in einen manischen Kinderwunsch verstrickt, der solche Ausmaße annimmt, dass sie schließlich einer anderen Frau deren Neugeborenes geradezu stiehlt. Sie setzt die Hochschwangere in ihrer Verzweiflung über eine Zukunft als Alleinerziehende derart unter Druck, dass dadurch die Geburt eingeleitet wird und sie ihr anschließend das Neugeborene in völliger Überforderung überlässt. Als sie es kurz darauf wiedersehen möchte, greift Frau John zu radikalen Maßnahmen, indem sie ihren brutalen Bruder auf sie ansetzt …
Wie in Hauptmanns berühmten Naturalismus-Drama stellt Bernd Liepold-Mosser einerseits die Frage nach dem Ringen um die Erfüllung von Lebensträumen, andererseits thematisiert er auch die Machtspiele der Unterdrückung und der Ausbeutung zwischen Menschen und hinterfragt damit gleichzeitig einige der abgründigsten Facetten unseres kapitalistischen Systems.
Sprachlich überträgt er Hauptmanns Dialektsprache in seine eigene Kunstsprache und verleiht der Handlung auch damit eine ganz neue inhaltliche, klangliche und humorvolle Ebene. Auf dem ständigen Grat zwischen Komik und Tragik holt er so die beklemmende wie berührende Geschichte des ungleichen Kampfes zweier Frauen im dichtgedrängten Käfig ihrer fixen Ideen und Vorstellungen ins Heute.
Bernd Liepold-Mosser wurde 1968 in Griffen geboren. Studium der Philosophie, Germanistik und Soziologie in Wien und Klagenfurt. Promotion 1993. International tätiger Regisseur, Autor, Produzent und Ausstellungsmacher. Zahlreiche Inszenierungen u.a. am Stadttheater Heidelberg, Oldenburgisches Staatstheater, Düsseldorfer Schauspielhaus, Stadttheater Klagenfurt, Theater Regensburg, Landestheater Vorarlberg. Auszeichnungen u.a.: Österreichisches Dramatikerstipendium 2001, Förderungspreis des Landes Kärnten 2007, Rom-Stipendium, Wiener Dramatikerstipendium 2007, Nestroy-Preis 2011, Publikumspreis der „diagonale“ 2012, Werkstipendium der literarmechana 2015, Nestroy-Preis-Nominierung 2016. Lehrtätigkeit an der Universität Klagenfurt. Seit 2003 ist Liepold-Mosser – gemeinsam mit der Regisseurin Ute Liepold – Co-Leiter des „Theaters Wolkenflug“, das sich als Produktionshaus für Theater an besonderen Orten profiliert hat.
Es spielen: Jens Claßen, Michaela Kaspar, Raphael Nicholas, Lisa Schrammel, Georg Schubert
Text und Regie: Bernd Liepold-Mosser | Ausstattung: Alexandra Burgstaller | Dramaturgie: Tina Clausen | Regieassistenz: Renate Vavera | Technik: Andreas Nehr | Licht: Hans Egger, Katja Thürriegl